Aus dem Bundestagsprotokoll der 22. Sitzung (30.01.2003)
In der Debatte ging es auch um eine Lockerung des Meisterzwangs.
Folgende Zitate sind dem Plenarprotokoll der 22. Sitzung des Deutschen
Bundestags am Donnerstag, den 30.01.2003 entnommen.
- Wolfgang Clement (SPD), Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit:
- Wir wollen die Selbstständigkeit durch einen erleichterten
Berufszugang im Handwerk und bei nicht handwerklichen
Existenzgründungen fördern. Um dieses Ziel zu erreichen,
ist es notwendig, dass der Liberalisierungsprozess im Handwerk
fortgeführt wird und dass nicht mehr notwendige Regulierungen
abgebaut werden. Darüber sind wir - wie schon mehrfach
besprochen - mit dem Handwerk im Gespräch. Herr Kollege
Laumann hat mich gestern daran erinnert, dass wir im
Vermittlungsverfahren besprochen hatten, dass wir diese
Gespräche gemeinsam fortsetzen wollen. Das werden wir gerne tun.
- (Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Ja, nicht vergessen!)
- Im Handwerk geht es zum Beispiel um Erleichterungen bei der
Zulassung zur Meisterprüfung. Dabei stellt sich die Frage, ob
die Berufserfahrung als Zulassungsvoraussetzung für die
Meisterprüfung gestrichen werden soll. Bisher müssen nach
der Gesellenprüfung sieben Jahre abgewartet werden. Daneben
geht es um Anreize für Gesellen, die Meisterprüfung möglichst
rasch nach der Gesellenprüfung abzulegen. Man könnte dies als
Freischussregelung - dies ist nicht martialisch gemeint -
bezeichnen. Auch bei den Juristen - diese sind schon gar
nicht martialisch - existiert diese ja. Wir wollen das Bild
der Meisterprüfung präzisieren und klarstellen, was ein
Meister für sein Gewerbe tatsächlich beherrschen muss. Es
stellt sich die Frage, ob alles, was heute gefordert wird,
vernünftig ist. Wir wollen, dass Teile der Gesellenprüfung
auf die Meisterprüfung angerechnet werden können. Andere
Anrechnungsmöglichkeiten diskutieren wir ebenfalls.
- Wir sind noch nicht ganz am Ziel und suchen eine einvernehmliche Lösung mit dem Handwerk. Dies soll - wie ich zugesagt habe - nicht von oben herab geschehen. Ich hoffe, wir kommen dabei voran.
- Klaus Brandner (SPD):
- Der Small-Business-Act wird zügig auf den Weg gebracht
werden, ohne den die Ich-AGs nicht vernünftig ans Laufen
kommen können. Entscheidend dabei sind die Novellierung der
Umsatz- und Einkommensteuergesetze und die Flexibilisierung
der Handwerksordnung. Dabei, meine Damen und Herren von der
Opposition, können Sie kräftig mithelfen, damit genau dies
möglichst bald in Form von Gesetzen umgesetzt werden kann.
- Christian Lange (Backnang) (SPD):
- Lassen Sie mich auch noch ein Wort zu den handwerklichen
Tätigkeiten und zur Handwerksordnung sagen. Wir haben bereits
in der vergangenen Legislaturperiode mit den Leipziger
Beschlüssen einen ersten Schritt in die Richtung von mehr
Flexibilität getan. Wir werden in dieser Richtung weitergehen.
Ich freue mich, dass das Handwerk grundsätzlich erklärt hat,
es sei bereit dazu. Wenn wir im Bereich der einfachen
Dienstleistungen mehr erreichen wollen, dann müssen wir
zur Kenntnis nehmen, dass diese Menschen, die sich selbstständig
machen wollen, nicht Biotechunternehmer werden, sondern dass
sie ganz einfache Tätigkeiten ausüben werden. Sie werden
beispielsweise im Gärtnereibereich oder im Malerbereich
tätig werden. Wir brauchen flexiblere Lösungen. Die
Punkte, die der Minister hier angedeutet hat -
Anrechnungsfragen, Freischussregelungen, die Verkürzung der
siebenjährigen Praxiszeit für Gesellen -, gehen in die
Richtung, Vereinfachungen zu erreichen. Ich freue mich
darauf, dass wir in diesem Punkt Ihre Unterstützung haben.
Aber seien Sie bitte schön an dieser Stelle auch so fair,
diese Maßnahmen zu begrüßen und nicht nur zu kritisieren!
Auch das hat etwas mit Realismus in der Politik zu tun.
- (Beifall bei der SPD -
Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wir werden grundsätzlich an der
Meisterprüfung festhalten!)
- Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU):
- Sie diskutieren immer wieder - die Grünen sollten
noch einmal ernsthaft darüber nachdenken - über den
großen Befähigungsnachweis.
- (Hubertus Heil [SPD]: Sie sind doch für Deregulierung!)
- Dazu sage ich Ihnen im Zusammenhang mit der Ausbildung:
Wer im Handwerk soll eigentlich in Zukunft noch die Ausbildung
gewährleisten und die damit verbundenen großen Leistungen
erbringen, wenn Sie auch den Meisterbrief, der eine Grundlage
für das Handwerk ist, infrage stellen? Lassen Sie die Finger
davon, wenn Sie nicht noch mehr Ausbildungsplätze gefährden
wollen!
Weitere Informationen
Bei Anmerkungen und Kritik freut sich der BUH über email, Post oder FAX an die Geschäftsstelle.
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