BUH-Stellungnahmen, Argumente gegen den Meisterzwang, Studien zum Meisterzwang, Thesen zum Meisterzwang Qualität, Ausbildungsleistung, Inländerdiskriminierung, Meisterzwang ist verfassungswidrig
"Das Recht, welches jeder Mensch hat, die Früchte seiner eigenen Arbeit zu genießen, so wie es das
älteste und ursprünglichste aller Eigenthumsrechte ist, sollte billig auch das heiligste und
unverletzlichste sein. Der einzige Schatz eines armen Mannes besteht in der Geschicklichkeit
und Stärke seiner Hände; und ihn verhindern, diese Stärke und diese Geschicklichkeit auf die
ihm wohlgefälligste Weise ohne Beeinträchtigung irgend eines Menschen zu gebrauchen, heißt
das heiligste Eigenthum desselben verletzen. Es ist ein Eingriff sowohl in die natürliche Freiheit
nicht nur des arbeitenden Mannes selbst, sondern auch der Personen, die sich seiner
Geschicklichkeit bedienen wollen. So wie der eine gehindert wird, zu arbeiten, was ihm gut
dünkt, so werden die andern gehindert, den für sich arbeiten zu lassen, welcher ihnen gefällt.
Ob ein Mensch zu der Verrichtung, welcher er sich unterzieht, tüchtig sei, kann sicher der
Beurtheilung derer überlassen werden, welche seine Arbeit gebrauchen, da es ihr Interesse so
unmittelbar und so nahe angeht. Die Besorgnisse des Gesetzgebers, daß sie eine unrechte
Wahl treffen möchten, sind eben so unnöthig als die Anstalten, durch welche er dies zu
verhüten sucht, drückend sind."
siehe auch: Victor Böhmerts Kritik am traditionellen, restriktiven Zunftwesen (1858)
"Wenn wir auf allen Gebieten das Verlangen nach der Einführung von geregelten Bildungsgängen und Fachprüfungen laut werden hören, so ist selbstverständlich nicht ein plötzlich erwachender "Bildungsdrang", sondern das Streben nach Beschränkungen für die Stellen und deren Monopolisierung zugunsten der Besitzer von Bildungspatenten der Grund. Für diese Monopolisierung ist heute die Prüfung das universelle Mittel, deshalb ihr unaufhaltsames Vordringen. Und da der zum Erwerb des Bildungspatents erforderlichen Bildungsgang erhebliche Kosten und Karenzzeiten verursacht, so bedeutet jenes Streben zugleich die Zurückdringung der Begabung zugunsten des Besitzes ..."
(aus "Weber, M., Wirtschaft und Gesellschaft, Tübingen 1956, S. 584-586."
Was Sie über Schikanen gegen die Handwerker und über das Zunftwesen sagen, hat meine volle Zustimmung. Ich habe vor meinen Augen ein vorzügliches Beispiel für das, was eine ehrliche und maßvolle Freiheit für den Handel und auch für die Landwirtschaft bewirken kann. In der neben Konstantinopel schönsten Gegend Europas, aber auf unfruchtbarem, ungesundem Boden gab es ein kleines Gehöft, das von vierzig unglücklichen, von Armut und Skrofeln geplagten Menschen bewohnt war. Ein Mann, ziemlich begütert, erwarb diesen armseligen Landstrich in der festen Absicht, hier Remedur zu schaffen. Er begann damit, verseuchte Sümpfe trocken zu legen und den Boden urbar zu machen, er ließ fremde Handwerker aller Berufe kommen und vor allem Uhrmacher, die nichts von Meisterbriefen, Zunftordnungen oder Gesellenjahren wußten, die aber mit unermüdlichem Fleiß sich an die Arbeit machten und bald schon imstande waren, Uhren auf den Markt zu bringen, die man in Paris um ein Drittel teurer verkaufte. So ist innerhalb weniger Jahre unter Protektion der Minister Choiscul und Turgot aus einem Schlupfwinkel von vierzig halbwilden Menschen eine kleine, wohlhabende Stadt geworden, die von zwölfhundert tüchtigen Menschen, lauter praktischen Naturforschern und denkenden Köpfen, die die Handarbeit zu beseelen wissen, bewohnt wird. Hätte man jene lächerlichen Gesetze gegen sie angewandt, die extra erfunden zu sein scheinen, um das Handwerk zu schikanieren, so wäre hier noch immer eine stinkende Wüste, in der Bären aus den Alpen und aus dem Jura ihr Wesen treiben.
Aus Voltaire: Leben und Briefe, Herrausgeber Joachim G. Leithäuser, Emil Vollmer Verlag
Bei Anmerkungen und Kritik freut sich der BUH über email, Post oder FAX an die Geschäftsstelle.
BUH e.V.: Artilleriestr. 6, 27283 Verden,
Tel: 04231-9566679, Fax: 04231-9566681,
mail: BUHev-Buro
Startseite | Nachrichten | Handwerkspolitik | Presse | Handwerksrecht | Archiv/Suche | Links | Kontakt/Impressum