http://www.buhev.de/ Berufsverband unabhängiger Handwerkerinnen und Handwerker
für Gewerbefreiheit auch im Handwerk - weg mit dem Meisterzwang
Start | Selbstständig ohne Meisterbrief | Probleme wegen Meisterzwang | Handwerkspolitik | Über den BUH

BUH-Stellungnahmen, Argumente gegen den Meisterzwang, Studien zum Meisterzwang, Thesen zum Meisterzwang Qualität, Ausbildungsleistung, Inländerdiskriminierung, Meisterzwang ist verfassungswidrig

Ludwig Erhard zu Marktzugangsbeschränkungen - Meisterzwang

In seinem Buch "Wohlstand für Alle" übt der "Vater der Sozialen Marktwirtschaft", Ludwig Erhard 1957 deutliche Kritik an berufsständischen Ordnungen wie dem Meisterzwang.

Erhard listet ein Sündenregister von Fehlern in der Wirtschaftspolitik auf:

"Gewiß ist zuzugeben, daß zur Vollendung der von mir vorgestellten Ordnung noch vieles fehlen mag. Ich habe in diesem Zusammenhang selbst einmal von dem umfangreichen Sündenregister gesprochen, das die fehlgeleiteten und abseitigen Wünsche und Forderungen der deutschen Wirtschaft, aber auch die Mängel der Wirtschaftspolitik im weitesten Sinne kennzeichnet. Ich sagte dabei, wir müssen zu der betrüblichen Feststellung gelangen, daß wir gar nicht so sehr viel Grund haben, auf die seither erzielten marktwirtschaftlichen Fortschritte stolz zu sein.
Mit dem Kartellstreben der deutschen Industrie setze ich mich an anderer Stelle dieses Buches besonders auseinander. Daneben sind in gleichem Zusammenhang die verschiedenen Anliegen nach sogenannten Berufsordnungen zu erwähnen, die sich im Gesamtgefüge meiner Wirtschaftspolitik schädlich, wettbewerbshemmend und leistungsmindernd auswirken müssen. Auch die Bestrebungen, bestimmte Berufsbezeichnungen durch besondere Gesetze schützen zu wollen, gehören in diese Reihe, und ein hoher Rang in diesem Sündenregister gebührt auch dem Verlangen, die kollektiven Zwangsversicherungen auszudehnen."

Gewerbliche Erbhöfe hält schon Erhard für unzeitgemäß:

"In einer Zeit, in der wir uns bemühen, die Enge des nationalen Raumes zu überwinden, ist für mein Empfinden kein Spielraum mehr für das Errichten von Schranken in dem ohnehin zu eng gewordenen inneren Wirtschaftsraum vorhanden. Mit dieser Gesinnung verträgt es sich einfach nicht, um einzelne Berufszweige Stacheldrähte zu ziehen und gewerbliche Erbhöfe zu züchten."

Vom Bürger zum Untertan

Wenn ich oben von dem "Sündenregister" wider die Marktwirtschaft sprach, dann will ich hier noch auf einige der unter diesem Gesichtswinkel gravierenden Vorkommnisse eingehen. An dieser Stelle soll von dem Kartelistreben einzelner Industriekreise abgesehen werden. Unter diesem Aspekt sind aber auch die Wünsche, einzelne Berufe durch Sondergesetze abzuschirmen, charakteristisch. Hierzu gehören - um mit dem Einfachsten zu beginnen - die Bemühungen, Berufsbezeichnungen gesetzlich schützen zu wollen. Gegenüber diesen Bestrebungen kann ich nur fragen:
Ist denn nur der Titel und der Rang die Dokumentation, was einer ist und was er kann, oder erkennt man es aus der Arbeit, aus der Leistung, aus der Persönlichkeit ? Braucht man wirklich Berufsbezeichnungen, um einen Beruf ausüben zu können? Ich möchte die aus derartigen Regelungen unmittelbar erwachsenden Schäden gar nicht dramatisieren. Ich halte indessen diese Forderungen deshalb für gefährlich, weil diesem ersten Schritt mit Sicherheit weitere folgen werden. Man wird argumentieren, daß jemand, der eine bestimmte Berufsbezeichnung führen will, dann auch ganz bestimmte, fixierte Voraussetzungen erfüllen müsse, daß er nicht nur sachlich einen Befähigungsnachweis zu erbringen hätte, sondern auch eine moralische Garantie bieten müsse, um jenen geschützten Beruf ausüben zu können. Dann gibt es neue Gremien, denen gegenüber diese globale Fähigkeit zu beweisen ist, - und allmählich wird dann aus dem freien Bürger wieder der Untertan, der Verbeugungen zu machen hat, um sich behaupten zu können.
Es ist eben tatsächlich so, wie ich es einmal ausdrückte:
Die Privilegierten, die drinnen sitzt, wollen allen anderen, die hereinwollen, das Leben sauer machen. Frage ich nach dem Geist, der hinter all diesen Bemühungen steht, dann bin ich zu harter Antwort genötigt: Es ist der pure Egoismus und nichts anderes, der versucht, solche Forderung mit gesellschaftswirtschaftlichen Idealen und ethischen Prinzipien zu verbrämen. Tatsächlich möchte man sich abschirmen, Zäune um Berufe ziehen, man möchte abwehren, möchte schützen, Positionen mit künstlichen Mitteln bewahren.
Die Wirkung kann keine andere sein als die, die Nachrückenden und Nachdrängenden, unter denen sieh oft gerade jene befinden, die sich "berufen" fühlen, in ihrer Entfaltung zu behindern. Wenn gar die Forderung nach der sogenannten persönlichen Zuverlässigkeit laut wird - und schon sind wieder Zeichen solchen Pharisäertums erkennbar -‚ dann ist wohl die Fragestellung berechtigt, welche Berufszweige denn für derart Diskriminierte offen - bleiben sollen. Müssen dann von Staats wegen Berufszweige für "nicht zuverlässige Personen" geschaffen werden oder werden die Berufsgruppen nach dieser Wertung katalogisiert? Man kann sieh nur empört von solchem Muckertum abkehren.

Weitere Informationen


http://www.buhev.de/

Bei Anmerkungen und Kritik freut sich der BUH über email, Post oder FAX an die Geschäftsstelle.

BUH e.V.: Artilleriestr. 6, 27283 Verden,
Tel: 04231-9566679, Fax: 04231-9566681, mail: BUHev-Buro


Startseite | Nachrichten | Handwerkspolitik | Presse | Handwerksrecht | Archiv/Suche | Links | Kontakt/Impressum